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Ertappt. Oder: Wann bin ich endlich dran?

 

Zwei Männer in der Supermarktschlange vor mir im Gespräch, deutlich älter und weiser, Nummer 2 und 3 in der Reihe der Wartenden. Der Klassiker aus dem Lautsprecher: „Wir öffnen Kasse 2“. Gelerntes Verhalten: Die von den hinteren Plätzen stürmen an allen vorbei dem Kassenziel und der Freiheit entgegen, pro-aktiv sozusagen.

 

Ich an Platz 4 fühle mich auch direkt angesprochen das gelebte Recht auszuüben. Zögere maximal einen Sekunden-Augenschlag um zu prüfen, ob Nummer 3 mein Recht auch so sieht. Er zuckt mit keiner Muskelfaser, also ergreife ich meine Chance.

Da höre ich im Vorbeiziehen, wie Nummer 2 sich fragend zu Nummer 3 umdreht: „Warum bist Du nicht gegangen? Du hättest schneller durch-sein-können?“ Darauf Nummer 3: „Wieso? - Ich bin doch sonst im Leben immer der erste.“

Ja mei, was sagt man dazu? Ich fühle mich ertappt - und habe in meinem Leben offenbar noch ein paar Supermarktschlangen vor mir.

 

 

Warum ist es gerade für High Achiever so schwierig emotionale Gesundheit zu erreichen?

 

Der britische Psychologe und Bestseller-Autor beschäftigt sich in dem Buch mit dieser Frage und erklärt die fünf Schlüsseleigenschaften:

  • Insightfulness (Einsicht)
  • Living in the present (Leben in der Gegenwart)
  • Fluid ‚two-way‘ relationships (Durchlässige zweiseitige Beziehungen)
  • Authenticity (Authentizität)
  • Playfulness (Spielerisch sein)

 

Wie übt man Gegenwart?

 

Wenn man es mal schafft Geduld zu praktizieren, dann fühlt es sich eigentlich ganz gut an. Was also spricht dagegen, dies dann auch mal konkret zu üben? Situationen hält das Leben für unsere persönliche Weiterentwicklung an jeder Ecke bereit.

  1. Der Supermarkt für Anfänger: sich absichtlich an der längsten Schlange anstellen oder den eilig Wartenden hinter sich den Vortritt lassen.
  2. Für die Mittelstufe der Straßenverkehr: drängelnde Autofahrer mit einer freundlichen Geste vorbeiziehen lassen.
  3. Und eine Übung für Fortgeschrittene: einem Verkehrsteilnehmer den Parkplatz freiwillig überlassen.

 

Ich gebe zu, im alltäglichen Großstadtleben bin ich selbst Meilen davon entfernt und reihe mich immer wieder gerne in die Anfängerschlange hinten ein. Aber schön wäre es schon, wenn es mir gelänge…

 

Doch gibt es Hoffnung. Eine Sitte konnte sich ja auch schon einbürgern - die Warteschlange an der Flughafen-Security (Bretterklasse wohlbemerkt), ohne Murren werden hektisch Verspätete hier vorgelassen. Wahrscheinlich, weil niemand davon ausgeht, dass sich Privatzahler freiwillig dem Nervenkitzel des Flugzeugverpassens in die wohlverdiente Auszeit aussetzen würden. Geht also doch – im richtigen Moment, mit der richtigen Haltung.