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Wie halte ich die Zeit an? Oder: Die Kunst des aktiven Nicht-Handelns

 

Ich liebe diese Zeit „Zwischen den Jahren“: Diese schwebende Zeit, die sich wie angehaltene Zeit anfühlt. So als wenn man den Atem anhält und hofft, man hielte es ewig aus. Diese Momente scheinen losgelöst von Raum und Zeit, sie gehören nicht mehr zum Alten - aber auch noch nicht zum Neuen. Sie schweben dazwischen: ein Anhalten, ein Innehalten, bevor wir aufgeben und es weitergeht. Aber wie könnten wir diese Momente festhalten, dauerhaft machen, wie diesen Zustand kultivieren?

 

 

In dieser angehaltenen, stillstehenden Zeit fällt mir das wundervolle Buch von Holm Friebe wieder in die Hände ‚Die Stein Strategie – Von der Kunst nicht zu handeln‘.

 

Er spricht vom OODA LOOP: OBSERVE – ORIENT – DECIDE – ACT. In unserem alltäglichen Handeln schenken wir der Phase der Observierung, der Orientierung, zu wenig Beachtung. Die wahren Zeit-Beherrscher verstehen, wieviel Zeit ihnen bleibt bis sie eine Entscheidung treffen müssen und warten so lange wie möglich ab. So lange, bis der richtige Moment gekommen ist. Sie kennen ihren Spielraum - und wissen ihn zu nutzen.

 

 

‚Gut Ding will Weile haben‘ ein gutes altes Sprichwort, das aus der Mode gefallen scheint – angestaubt und altbacken. Wie bitte soll das in diesen Leben funktionieren? Wie bitte soll man das aushalten, wenn sich alles immer schneller dreht? Soll ich warten bis sich die Dinge eines Tages so entwickeln, wie ich es tatsächlich möchte? Da habe ich was anderes gelernt: Ich muss tun, handeln, eingreifen - damit alles so läuft, wie ich es möchte. Ich muss kontrollieren, regulieren, mein Schicksal in die Hände nehmen, bestimmen, ziehen, schieben, eingrenzen, dirigieren. - Ja, so läuft es jetzt.

 

Aber wie lange halten wir das durch? Wer geht am Ende als Sieger vom Platz? Ich oder die Zeit, mein Schicksal, der Lauf der Dinge? Und womit werde ich am Ende bezahlt? Bekomme ich das, was ich mir wirklich gewünscht habe?

 

Wäre es nicht ökonomisch sinnvoller, wie Holm Friebe es am Beispiel von Warren Buffet nahelegt? Abwarten, gute Gelegenheiten verstreichen zu lassen, bis die richtige, die optimale kommt? Doch wie beherrsche ich mich, wie widerstehe ich dem Drang zu handeln? Wie übe ich die Kunst des aktiven Nicht-Handelns? Holm Friebe bemüht die Spieltheorie, hier spricht man von Commitment oder deutsch: Selbstbindung oder Selbstfesselung.